Emil
atmete mehrmals
tief durch. Seine
Worte halten in seinen eigenen Ohren wieder: „Halt
dich da raus!“
Das war nicht fair, so gemein zu Ina zu sein, das wusste er. Doch er
hatte gerade wirklich andere Sorgen und Ina konnte ihm dabei keine
große Hilfe sein. Außerdem kannte Emil Ina. Sie war meist die
Erste, die lachend in eine Kreissäge rannte, wenn es um mysteriöse
Typen ging. Das hatte sie mehr als einmal bewiesen.
„Ich glaube einfach nicht, dass du
eine große Hilfe sein kannst.“
„Wieso das denn nicht? Ich habe dir doch mehrmals -“ Inas Handy ploppte erneut und unterbrach sie. „Und das Ding hab ich auch!“ Sie hielt das Handy für einen kurzen Moment in Emils Gesicht, dann sah sie selbst drauf. „Da sind nur so komische Zahlen drauf.“
„Was?.“ Sofort beugte sich Emil zu ihr hinüber und sah die Zahlenfolge auf dem Display. Die SMS war von dem gleichen Absender wie zuvor. „Das sind Koordinaten.“
„Wieso das denn nicht? Ich habe dir doch mehrmals -“ Inas Handy ploppte erneut und unterbrach sie. „Und das Ding hab ich auch!“ Sie hielt das Handy für einen kurzen Moment in Emils Gesicht, dann sah sie selbst drauf. „Da sind nur so komische Zahlen drauf.“
„Was?.“ Sofort beugte sich Emil zu ihr hinüber und sah die Zahlenfolge auf dem Display. Die SMS war von dem gleichen Absender wie zuvor. „Das sind Koordinaten.“
„Ha! So viel zu keine Hilfe sein.
Du brauchst mich. Ich habe das Handy!“
Doch Emil überhörte Inas
Triumpfruf. Seine Befürchtung hatte sich bestätigt. Der
Nekromant spielte ihm die Koordinaten zu, damit Emil
direkt zu ihm kommen würde. Er hatte es nicht auf Lilian abgesehen.
Sie war nur der Vorwand, damit er freiwillig kommen würde. Jetzt wo
Martin nicht mehr da war, fühlte sich Emil ihm hilflos ausgeliefert.
Er seufzte. Egal, was er jetzt tat, er durfte da Ina nicht mit
reinziehen.
„Wolltest du nicht zur
Tanzschule?“, fragte Emil.
„Das ist jetzt egal!“ Ina wedelte mit den Händen vor Emils Gesicht herum. „Wenn sie wirklich Lilian entführt haben, dann müssen wir etwas tun.“
„Das ist nicht wie beim letzten Mal, Ina!“ Emils Stimme wurde härter. „Das hier ist ernst!“
„Warum? Meinst du das ernst, dass dieser Typ dich umbringen will? Was ist los?“ Inas Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, den er bei ihr so noch nie gesehen hatte. Sie schien wirklich besorgt.
„Das ist jetzt egal!“ Ina wedelte mit den Händen vor Emils Gesicht herum. „Wenn sie wirklich Lilian entführt haben, dann müssen wir etwas tun.“
„Das ist nicht wie beim letzten Mal, Ina!“ Emils Stimme wurde härter. „Das hier ist ernst!“
„Warum? Meinst du das ernst, dass dieser Typ dich umbringen will? Was ist los?“ Inas Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, den er bei ihr so noch nie gesehen hatte. Sie schien wirklich besorgt.
„Zwei Mal wurde ich jetzt schon
von untoten Monstern angegriffen. Und beide Male bin ich davon
gekommen, weil Martin und Lilian da waren und jetzt? Jetzt ist Lilian
entführt und Martin haben die Seher verhaftet.“ Emil
ließ die Arme fallen. Was sollte er jetzt noch tun?
„Sie haben Martin verhaftet?! Warum sollten sie das tun?“ Ina starrte ihn immer noch mit großen Augen an.
„Der Nekromant. Sie glauben Martin hätte etwas damit zu tun. Aber er hätte niemals etwas damit zu tun gehabt. Ich glaube, dass sie Martin aus dem Weg schaffen wollten.“
„Warum sollten sie das tun?“
„Sie haben Martin verhaftet?! Warum sollten sie das tun?“ Ina starrte ihn immer noch mit großen Augen an.
„Der Nekromant. Sie glauben Martin hätte etwas damit zu tun. Aber er hätte niemals etwas damit zu tun gehabt. Ich glaube, dass sie Martin aus dem Weg schaffen wollten.“
„Warum sollten sie das tun?“
„Das würde ich auch gerne wissen. Dann wäre ich jetzt einen
Schritt weiter!“
„Aber was wollen die von dir?“
„Mich tot sehen?“
„Aber was wollen die von dir?“
„Mich tot sehen?“
„Vielleicht wollen sie deine Quelle?“ Ina schien nachdenklich zu werden und schob sie die Brille auf die Nase.
„Das hatten Martin und ich auch
schon vermutet. Aber dann
würde der Nekromant nicht versuchen mich umzubringen.“
„Ich hab's! Vielleicht will der Nekromant dich entführen.“
Emil verdrehte die Augen. „Er hat gerade Lilian entführt!“
„Ich hab's! Vielleicht will der Nekromant dich entführen.“
Emil verdrehte die Augen. „Er hat gerade Lilian entführt!“
„Warum sollte er?“ Dann blieb
Ina der Mund offen stehen. „Ein Gefangenenaustusch!“
„Ja! Da bin ich auch schon drauf gekommen.Aber wieso das Ganze? Warum dieser Umweg?“
„Ja! Da bin ich auch schon drauf gekommen.Aber wieso das Ganze? Warum dieser Umweg?“
Emil stockte. Lilan zu entführen
war sicher nicht einfach gewesen. Sie war stark und sicherlich
niemand, der sich so einfach entführen lassen würde. Letztens
hatte sie ihm noch erzählt, dass sie mit einem Vampir gekämpft hat.
Doch es gab einen
entscheidenen unterschied zwischen ihm und Lilian.
„Ich stehe unter der Beobachtung
der Seher“, sprach Emil seinen Gedanken aus.
„Hä?“ Ina starrte ihn
unverständlich an.
„Sie entführen Lilian, weil sie
wissen, dass sie nicht direkt an mich kommen würden. Sie haben
Martin verhaften lsasen, damit er nicht im Weg stehen kann. Doch
scheinbar bin ich irgendwie trotzdem beschützt. Deshalb wollen sie,
dass ich direkt zu ihnen komme.“
Wie als Antwort ertönte erneut Inas
SMS-Ton. Ina und Emil
starrten gemeinsam auf das Display:
Ein Bild von Lilian war daruaf zu
sehen, wie sie etwas zusammengesunken auf dem Boden saß.
Sie lebt noch,
war der Text der gleich darauf
folgte. Es
war wie in einem schlechten Film.
Emil ließ das Handy sinken. Jegliches Gefühl wich langsam aus
seinem Körper. Es gab keinen Zweifel mehr. Das war eine Falle. Wer
immer die Nachrichten schrieb, wollte, dass Emil zu ihm kam. Doch das
schlimmste war, dass ihm wirklich nichts besseres einfiel, als
geradewegs hinein zulaufen. Alle seine Verbindungen zur magischen
Welt waren gekappt worden. Martin konnte ihm nicht helfen. Lilian war
entführt. Er war auf sich allein gestellt.
„Du willst doch da jetzt nicht ernsthaft hingehen?“, frage Ina
entstetzt.
„Was soll ich denn sonst tun?“
„Vielleicht kann uns jemand helfen. Martins Familie. Seine Eltern?
Sind seine Eltern nicht auch Seher?“
Wieso war Emil da nicht selbst drauf
gekommen. Martins Vater war doch auch ein Seher. Das
war ein Punkt an dem er ansetzen konnte.
Martins Vater musste irgendwas wissen. Doch
was, wenn er mit den anderen Sehern zusammenarbeitete? Die, die ihn
verfolgten. Aber vielleicht konnte wenigsten Isabell
ihnen helfen oder
Martins Mutter.
„Wir müssen zu Martin. Wann fährt
der nächste Bus?“, fragte
Emil Ina, die nur den Kopf
wandte und auf den Bus
deutete,
der in der entgegengesetzten Richtung in einige Entfernung
an der Ampel stand. „In etwa einer Minute. Aber
auf der anderen Seite.“
So viele Zufälle konnte es doch
überhaupt nicht geben. Spielte der Seher ihm hier
direkt in die Hände?
Emil hatte das Gefühl, dass er
immer noch beobachtete wurde. Sei es drum. Es
brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er musste tun,
was getan werden konnte.
Rasch sah Emil zu beiden Seiten, um
zu schauen, ob ein Auto kam. Dann rannte er über die Straße zur
gegenüberliegenden Bushaltestelle.
Ina rannte hinter.
„Warte! Ich
komme mit!“
Ina schaffte es gerade noch vor dem Bus über die Straße, als dieser
bereits quietschend vor ihnen hielt.
„Ohne mich gehst du nirgendwohin!“ Ina schnappte nach Luft und packte Emils T-Shirtärmel. Der kurze Sprint hatte ihr sichtlich zugesetzt.
„Ohne mich gehst du nirgendwohin!“ Ina schnappte nach Luft und packte Emils T-Shirtärmel. Der kurze Sprint hatte ihr sichtlich zugesetzt.
„Solange du mir folgst, bringst du dich in Gefahr.“
„Wer hat denn hier die guten Ideen
gehabt?“
Die mittleren Türen des Busses öffneten sich vor ihnen. Emil trat
einen Schritt hinein und Ina folgte ihm, immer noch sein T-Shirt fest
umklammernd und schwer atmend.
„Sieh‘s ein! Du brauchst mich! Und wenn es nur für die Koordinaten ist.“
„Sieh‘s ein! Du brauchst mich! Und wenn es nur für die Koordinaten ist.“
Sie hielt ihr Handy in die Höhe, auf dem die Zahlen leuchteten.
Genau da, warteten sie auf Emil. Dort sollte er hinkommen.
Warum war Ina nur so verdammt hartnäckig? Lilian wurde entführt,
irgendjemand wollte ihn umbringen und sie tat immer noch so, als wäre
das ganze ein lustiger Wochenendausflug.
Das ungute Gefühl beobachtet zu werden, war immer noch da. Waren die
Seher hier? Hastig sah er sich zu beiden Seiten um. Im vorderen Teil
des Busses saßen zwei Rentnerinnen, die in ein Gespräch vertieft
waren. Dahinter ein Vater mit Kinderwagen und Tochter. Im hinteren
Teil des Busses saßen drei jüngere Leute, zwei mit Musik in den
Ohren und eine mit Buch; und ein Rentner mit Gehstock. Nichts
ungewöhnliches.
„Ich nehme dein Schweigen mal als
Ja.“, schmollte
Ina, Die Türen schlossen
sich hinter ihnen.
Ina war eh nicht davon abzubringen. Sie wollte sich doch absichtlich
mit in Gefahr bringen. Es war nicht seine Schuld, wenn ihr etwas
passierte. Zumindest versuchte er sich das einzureden.
„Du hörst ja nicht auf mich“,
zischte er ihr zu.
„Ist das ein richtiges Ja?“ Inas Gesicht hellte sich schlagartig
auf. Sie grinste über das ganze Gesicht und hätte bestimmt
freudensprünge durch den Bus gemacht. Sie verstand wirklich nicht,
worum es hier ging. Wie auch? Sogar für Emil schien das ganze so
unwirklich zu sein. Er konnte kaum glauben, dass er gerade eben noch
in seinem eigenen Haus eingesperrt gewesen war. Noch dass sie Martin
wirklich verhaftet hatten. Für Ina war das immer noch das lustige
Abenteuer. Aber was war mit den anderen?
Was war mit Cornelius passiert? Ob es ihm gut ging? Er hatte alles
riskiert, um Emil da raus zuholen
Hoffentlich war ihm nichts passieren. Nicht um Emil die Freiheit
wiederzugeben, die er jetzt nicht einmal zunutzen wusste. Er musste
sie nutzen.
Ina ließ sein T-Shirt los und beugte sich flüsternd zu ihm. „Siehst
du den Mann dahinten? Ich habe das Gefühl der starrt uns an.“
Emil sah auf. Sie meinte den Rentner, der in ihre Richtung grinste und den Daumen hob, als er Emils Blick bemerkte.
Emil sah auf. Sie meinte den Rentner, der in ihre Richtung grinste und den Daumen hob, als er Emils Blick bemerkte.
„Behalt das Mädchen“, sagte er
und wandte sich dann wieder dem Fenster zu.
Emil wusste nicht wohin er das zuordnen sollte. Bis ihm auffiel, dass
das auch nur ein dummer Zufall war. Der Typ dachte, dass er und Ina
zusammen wären. Er wurde langsam wirklich paranoid. Emil ließ sch
gegen das Fenster sinken und fuhr sich mit der Hand durch das
Gesicht.
Irgendwo dumpf in seinem Kopf klangen immer noch die Fragen und
Zweifel, die einfach nicht schweigen wollten. Er versuchte sie zu
ignorieren. Er musste nach vorne schauen. Das hier war real und es
war an ihm, alles zu geben, dass es nicht noch schlimmer wurde.
Aber was konnte er tun? Er hatte keine magischen Fähigkeiten, noch
wusste er im entferntesten, was hier vor sich ging. Die einzige
Option, die er momentan hatte, war direkt in die Falle zu laufen, von
der er wusste, dass er da nicht mehr so einfach rauskommen würde.
Bis jetzt hatte er alles glimpflich überstanden, weil Lilian
dagewesen war und Martin ihn immer verteidigt hatte. Doch jetzt auf
sich alleingestellt, wusste er nicht mehr, was passieren würde.
Er musste bei Martin zu Hause irgendwas herausfinden, irgendwas, dass
ihm eine andere Möglichkeit gab, als sich sinnlos in Gefahr zu
begeben. Irgendeine Spur, der er nachgehen konnte. Er wollte nicht so
kopflos sein, wie er es jetzt war. Den Gefallen würde er den Sehern
nicht tun.
Ina tippte ihm auf die Schulter. „Müssen wir nicht an der nächsten
umsteigen?“
Emil drehte den Kopf und grummelte nur, weshalb Ina ihre Aussage
wiederholte: „Wenn wir zu Martin wollen, sollten wir gleich in die
65 umsteigen.“
„Fährt die hier?“
„Klar. Wie wolltest du denn sonst fahren?“
Emil zuckte die Schultern. „Ich dachte, erst zurück in die Stadt und dann hätte ich geschaut, wo ich lang muss.“
„Klar. Wie wolltest du denn sonst fahren?“
Emil zuckte die Schultern. „Ich dachte, erst zurück in die Stadt und dann hätte ich geschaut, wo ich lang muss.“
„Was für ein Glück, dass du mich
dabei hast. Sonst wärst du ja nie angekommen.“
Scheinbar hatte Ina doch Recht gehabt, so eine schlechte Hilfe war
sie doch nicht. Und wenn es nur das Busnetz und ihre leichte, naive
Art war, die ihm gerade half. Ein leichtes Lächeln zog über Emils
Gesicht, dass Ina triumphierend zur Kenntnis nahm.
Der Umstieg verlief problemlos, doch als Emil an der Haltestelle in
der Nähe von Martins Haus ausstieg, beschlich ihn ein unwohles
Gefühl. War er gerade dabei einen Fehler zu machen? War das Teil des
Plans, dass er hierher kam? Warteten sie bereits auf ihn?
Mit
jedem Schritt wurde
das Gefühl schlimmer und
seine Beine weicher. Ina folgte ihm schweigend. Jetzt
konnte
er nicht mehr umkehren.
„Da
ist jemand vor dem Haus!“,
rief
Ina aus und deutete auf die Treppe vor dem Haus.
Emil
blieb abrupt stehen. Auf
der Stufe
vor
dem Haus saß tatsächlich ein
blondes
Mädchen.
Sie
trug Jeans und ein graues T-Shirt.
Den Kopf hatte sie auf die Hände gestützt und sah auf, als sie die
beiden bemerkte und
Emil starrte sie überrascht an. Wie
kam Cornelius hierher? Wie war er dem Seher entkommen?
„Kennst
du sie?“, fragte Ina, während Emil bereits
schnellen Schrittes auf Cornelius zuging.
War
das auch eine Falle? Woher
wusste Cornelius, dass Emil hierher kommen würde?
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