Knochen und Erde
Was
Hannas Herangehensweise betraf, war Emil sehr erstaunt darüber, wie
pragmatisch magische Wesen waren. Hanna hatte ihm und Lilian erklärt,
dass sie ein einfaches Ritual durchführen wollte, um einen direkten
Kontakt mit den Toten aufzunehmen. Was sie dafür bräuchte, waren
Erde und Knochen.
Beide
Dingen waren nicht direkt zur Hand gewesen, doch Hanna hatte gemeint,
dass das es auch mit jeder Form von Knochen und Erde funktionieren
würde. Dafür bräuchte man nicht unbedingt Friedhofserde.
Also
saß Hanna nun mit einem Blumentopf aus dem sie zweckmäßig, aber
etwas lieblos das Stiefmütterchen heraus gepflückt hatte auf der
Parkbank, während Lilian und Emil damit beschäftigt waren, die
Knochen aus den Chicken Wings zu pulen. Die mühselige Kleinarbeit
war es wert, denn sie brauchten nur die Knochen, was bedeutete, dass
Emil den Rest wenigstens essen konnte. Die Knochen sammelten sie in
einer leeren Tüte.
Emil
konnte den Blick nicht von Hanna abwenden, die nun anfing mit dem
Finger Kreise in der Blumenerde zu ziehen. Die Vorstellung, dass sie
wirklich mit den Toten reden konnte, wollte nicht in seinen Kopf.
Dass überhaupt irgendjemand mit den Toten reden konnte, schien so
unwirklich.
Nekromantie
war für ihn die eine Sache gewesen. Kraft aus dem Reich der Toten zu
ziehen, konnte Emil sich vorstellen, vorausgesetzt, es gab Magie, in
der Form, wie er es sich vorstellte. Aber wirklich mit einer Person
reden zu können, die gestorben war, verunsicherte ihn. Lilian schien
das durchaus gelassener zu sehen, dennoch brannte ihr dabei scheinbar
eine ähnliche Frage auf der Seele, denn anstatt den nächsten
Chicken Wing zu nehmen fragte sie:
„Kannst
du dir bei dem Ritual aussuchen, mit wem du redest?“
Hanna
lächelte, schüttelte dann aber verneinend den Kopf. „Leider nein.
Die Toten suchen sich aus, wer mit mir redet. Meistens sind es die
kürzlich Verstorbenen, die viel zu erzählen haben.“ Sie sagte das
mit einer Leichtigkeit, die Emil erschauern ließ. Für Hanna musste
das ganz normal sein. Emil empfand es als Wunder, dass sie damit noch
nicht durchgedreht war.
„Macht
nicht solche Gesichter“, fügte Hanna amüsiert hinzu. „Das ist
nicht so gruselig, wie es klingt.“
Lilian
lachte trocken auf. „Du sagst das, als wäre ich ein Angsthase.“
„Warst
du doch früher auch.“ Hanna grinste breit, was bei ihr nicht
gemein, sondern unglaublich süß aussah. „Du konntest nicht einmal
Disney-Filme bis zum Ende schauen, weil sie zu gruselig wurden.“
„Dornröschen
war auch ziemlich gruselig!“, protestiere Lilian und fügte für
Emil als Erklärung grinsend hinzu: „Ich war wirklich empfindlich
als Kind.“
Emil
erwiderte ihr Lächeln instinktiv, auch wenn er nicht glaubte, dass
Lilian jemals ängstlich gewesen war. Letztens hatte sie ihm erzählt,
dass sie es mit einem Vampir aufgenommen hatte.
Was
ein Vampir genau war, wusste Emil nur von dem, was Lilian ihm erzählt
hatte. Sie waren untot und angeblich nicht gut auf Lebende zu
sprechen. Wahrscheinlich so, wie man sie aus der Literatur kannte.
Das Bild kam ja nicht von ungefähr. Ob sie wirklich Blut tranken,
hatte Lilian ihm allerdings nicht verraten und wenn ja, ob sie es zum
Überleben brauchten? Den Punkt hatte Emil noch nie verstanden.
Vampire waren untot, wozu tranken sie Blut? Es gab einige Erklärungen
dafür, aber die hatten ihn nie wirklich überzeugt.
Emil
starrte den Chicken Wing in seiner Hand an und erinnerte sich daran,
was sie hier gerade taten. Wenn Vampire untot waren. Wie hingen sie
dann mit dem Reich der Toten zusammen? Waren sie diesem nur
entronnen?
Was
war Hanna dann eigentlich? Er wusste, dass sie eine Banshee, eine
weiße Frau war. Doch waren das nicht Geister? Erscheinungen, die den
Tod ankündigten? Und wenn überhaupt real existierend, dann doch auf
jeden Fall untot.
Dennoch
saß Hanna vor ihm, wie ein Mädchen, das normal gealtert war. Zwar
sah sie durch ihre zierliche Figur, die großen Augen und die
Sommersprossen im Gesicht, etwas jünger aus als Lilian. Aber Emil
hätte schwören können, dass das eine nicht magische Ursache hatte.
Auch hatte der Stein bei Hanna bestens funktioniert. Das heiß sie
hatte genauso viel Lebensenergie wie jeder andere. Warum aber konnte
sie mit den Toten sprechen, ohne diese zu verlieren?
Es
half nichts. Der einzige Weg herauszufinden, was es damit auf sich
hatte, war zu fragen. Aber nicht, ob Hanna wirklich 19 war, sondern
eher:
„Was
hat es eigentlich mit deinen Fähigkeiten auf sich?“, sprach Emil
laut aus. „Eine Banshee ist doch eigentlich...“ Er musste es
aussprechen, auch wenn es ihm schwer fiel, weil er es immer noch für
absurd hielt. „untot.“
„Eigentlich
schon“ Hanna nickte zustimmend, sah aber nicht auf. „Die
Bezeichnung Banshee habe ich zwar wegen meiner Fähigkeiten bekommen,
aber ich bin nicht untot, wie man es vielleicht erwarten würde. Noch
schreie ich besonders schrill.“ Sie hob den Kopf und sah Emil an.
„Ich sehe mich eher als eine Verbindung zu den Toten.“
„Hat
der Stein deshalb bei dir funktioniert?“
Hanna
überlegte für einen Moment. „Wahrscheinlich ja.“ Dann warf sie
einen kurzen Blick in die Tüte und verkündete:
„Das
sollte reichen.“
Lilian
hielt in der Bewegung inne, biss dann noch das letzte Stück ab und
legte die Knöchelchen noch schnell zu den anderen. Sie reichte die
Hanna die Tüte und diese schüttete den Inhalt über der Blumenerde
aus. Dann begann Hanna säuberlich die schmalen Knochen hinein zu
drücken und sie dann wieder mit Erde zu bedecken.
Emil
musste innerlich auflachen. Die Situation war zu absurd. Sie vergrub
gerade Hühnchenknochen in Blumenerde, um mit den Toten reden zu
können. Doch als Hanna fertig war und die Hand in auf die Erde
legte, merkte Emil, wie sich sein Körper anspannte. Sein Kopf sagte
ihm, dass sicher nichts passieren würde, aber seine Augen starrten
wissbegierig auf Hannas Hände. Diese schloss die Augen und murmelte
etwas.
Es
klang nicht wie die Sprache, die Marie schon einmal bei ihm
angewendet hatte, auch wenn er das bei einem Murmeln schwer
unterscheiden konnte. Sicher war das hier auch eine ganz andere Form
von Magie, wenn es überhaupt Magie war.
Mehrere
Sekunden oder sogar Minuten verstrichen, in denen Emil und Lilian
beide Hanna einfach nur anstarrten. Es passierte nichts.
Dann
sah Hanna mit einem Mal auf und ihre Augen glänzten. „Ich hab
was!“
Emil
und Lilian starrten sie abwartend an.
„Sie
reden von einem Mädchen“, antworte Hanna im ruhigen Ton.
Von
einem Mädchen? War der Nekromant ein Mädchen? Emil ging in seinem
Kopf alle Mädchen durch die er kannte.
Lilian.
Sie war seine Freundin. Sie hätte Hanna nicht gefragt, wenn sie es
wäre. Sie wäre nicht da gewesen, um ihn zu beschützen.
Marie.
Sie war eine Person, der man nicht trauen konnte, aber Nekromantie,
war nicht ihr Stil. Sie hätte sich eine raffiniertere Methode
ausgedacht. Außerdem war sie sich selbst zu wichtig.
Ina.
Sie hatte gesagt, dass sie ihm verzeihen würde und ihm sogar ihre
Hilfe angeboten.
Martin
hatte Evelyn bereits ausgeschlossen. Viel mehr Mädchen kannte Emil
gar nicht.
Aber
bedeutete, was Hanna sagte überhaupt, dass es sein Mädchen war?
„Was
hat das mit dem Nekromanten zu tun?“, fragte Lilian.
„Ein
Mädchen soll wohl dem Nekromanten geholfen haben“ Hanna zog die
Hand wieder aus der Erde und seufzte. „Tut mir Leid, die stimmen
sind heute sehr wirr.“
„Aber“, fuhr Hanna fort. „Ich glaube, dass die Nekromantin bald dafür bezahlen muss, dass sie die Toten gestört hat. Ihr könnt eure Suche aufgeben.“ Sie sah auf und Emil glaubte zu erkennen, dass ihre Augen feucht waren. Auch ihr Lächeln erschien gezwungen.
„Aber“, fuhr Hanna fort. „Ich glaube, dass die Nekromantin bald dafür bezahlen muss, dass sie die Toten gestört hat. Ihr könnt eure Suche aufgeben.“ Sie sah auf und Emil glaubte zu erkennen, dass ihre Augen feucht waren. Auch ihr Lächeln erschien gezwungen.
Lilian
schien das nicht zu bemerken.
Als
Hanna bemerkte, dass Emil sie ansah, wandte sie ihren Blick rasch ab
und wischte sich vorsichtig mit dem Handrücken über die Augen. „Ich
würde euch gerne helfen, aber das ist alles, was ich tun kann.“
Dann hielt sie inne und starrte auf einen Punkt, etwas hinter Emil
und Lilian.
Emil
folgte ihrem Blick und erkannte Martin, der auf sie zu kam. Er kam
mal wieder wie gerufen. Was ja eigentlich nicht verwunderlich war,
wusste er, wann der richtige Moment war.
Martin
schob sich zwischen Emil und Lilian, legte die Hand auf Emils
Schulter und zog ihn etwas zu sich heran. Kaum merklich flüsterte er
ihm zu: „Wir haben eine Spur.“
Emils
Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Was sollte diese Heimlichtuerei?
Warum sagte Martin das nicht einfach offen? Er starrte erst Martin
verwirrt an, dann sah er zu Lilian, die keine Miene verzog; und erst
da wurde Emil bewusst, dass keiner Hanna gesagt hatte, dass Martin
der Seher war, für den sie arbeiteten. Die beiden hatten sich nie
getroffen.
„Hallo“,
sagte Martin dann laut.
„Was
machst du hier Martin?“, fragte Lilian stattdessen, als hätte sie
keine Ahnung.
„Nichts
besonderes. Ich bin auf dem Weg in die Stadt und hab euch hier
gesehen. Ich bin übrigens Martin.“, sagte er an Hanna gewandt.
„Hanna.
Du bist ein Freund von Emil?“ Hanna lächelte freundlich. Scheinbar
kannte sie Martin nicht und kaufte ihm die Situation ab.
Emil
merkte wie er innerlich unruhiger wurde. Was hatte Martin damit
gemeint? Was wollte er ihm sagen?
„Richtig.
Wir sich sogar beste Freunde.“ Martin legte Emil den Arm um die
Schulter. Emil zuckte daraufhin zusammen. Das tat Martin sonst nie.
Dann fuhr er fort:
„Gut,
dass ich dich hier treffe. Ich wollte ein Buch für meinen Bruder zum
Geburtstag kaufen. Wie hieß das Buch nochmal, dass du so gut
fandest? Irgendwas mit Schatten... Blut... König...“
Emil
merkte, dass Martin nur Wörter aufzählte, die ihm zu Fantasybüchern
einfielen, doch Emil bastelte schnell einen Titel daraus, der
einigermaßen plausibel klang. Zumindest in seinem Kopf:
„König
des Schattenblutes.“ Seine Stimme klang zum Glück ruhiger, als er
sich fühlte.
„Genau!“
„Das
habe ich gelesen“, warf Hanna ein. „Das ist gut. Besonders das
Ende!“
Emil
hasste sich dafür, dass es den Titel scheinbar wirklich gab und die
einzige Möglichkeit, die ihm blieb, nur so zu tun war, als hätte er
es auch gelesen.
„Das
Ende war wirklich gut“, sagte Emil schnell. „Aber deinem Bruder
würde „Der Weg der Schwerter“ bestimmt besser gefallen.“
Irgendwie musste er sich aus der Situation herausreden. Konnte Martin
nicht endlich sagen, was er vor hatte?
„Zu
viele Titel!“, rief Martin. „Ich komm nicht mehr mit. Jetzt
nochmal für Menschen, die nicht so viel Fantasy lesen.“
„Vielleicht
sollte Emil dich einfach in den Buchladen begleiten“, schlug Lilian
vor und zuckte die Schultern. Sie warf Martin einen kurzen fragenden
Blick zu.
„Eine
sehr gute Idee! Du hast doch Zeit, oder?“ Martins Arm lag immer
noch über Emils Schultern, als würde er ihn jeden Moment abführen
wollen. Emil wusste, dass es darauf nur eine richtige Antwort gab.
„Klar.
Kein Problem.“ Langsam nervte ihn dieses Theater. Er wollte einfach
wissen, was Martin ihm sagen wollte.
„Na
gut. Du kannst ihn haben“, sagte Lilian und warf Martin einen
eindringlichen Blick zu, als könne er Emil in irgendeiner Weise
schaden.
„Danke. Ich bring ihn dir heil zurück.“ Aus Martins Mund klang das zwar scherzhaft, aber Emil war sich nicht so sicher, ob das auch so gemeint war. Mit leichtem Druck auf seine Schulter, gab Martin Emil zu verstehen, dass sie gehen mussten.
„Danke. Ich bring ihn dir heil zurück.“ Aus Martins Mund klang das zwar scherzhaft, aber Emil war sich nicht so sicher, ob das auch so gemeint war. Mit leichtem Druck auf seine Schulter, gab Martin Emil zu verstehen, dass sie gehen mussten.
„Bis
dann!“, konnte Emil sich gerade noch verabschieden, dann hatte
Martin ihn schon von den beiden Mädchen weggeschoben.
Erst
als sie um die nächste Ecke waren, ließ Martin ihn endlich los und
es brach aus Emil heraus: „Was soll das heißen „Wir haben eine
Spur“? Weißt du wer der Nekromant ist?“
„Ssch. Nicht so laut.“ Martin sah sich besorgt in alle Richtungen um. Wenn Martin das tat, war er sich selbst nicht sicher, ob seine hellseherische Fähigkeit ihm die Sicherheit gab, die er brauchte. „Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, dass Hanna nicht die Wahrheit gesagt hat.“
„Wie meinst du das?“
„Ich glaube -“ Doch in diesem Moment versagte Martin die Stimme. Er war wie erstarrt, nur seine Augen wanderten hektisch in alle Richtungen.
„Ssch. Nicht so laut.“ Martin sah sich besorgt in alle Richtungen um. Wenn Martin das tat, war er sich selbst nicht sicher, ob seine hellseherische Fähigkeit ihm die Sicherheit gab, die er brauchte. „Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, dass Hanna nicht die Wahrheit gesagt hat.“
„Wie meinst du das?“
„Ich glaube -“ Doch in diesem Moment versagte Martin die Stimme. Er war wie erstarrt, nur seine Augen wanderten hektisch in alle Richtungen.
„Was
ist los?“, fragte Emil mit zittriger Stimme. Sein Mund war trocken
und sein Kopf konnte das alles gar nicht so schnell realisieren wie
es passierte. Hinter Martin tauchten drei Personen auf, vorneweg die
Seherin Elisa. Sie packte Martins Kopf und drückte seinen gesamten
Oberkörper nach unten.
„Martin
Rewalt“, sprach sie mit ruhiger Stimme, während sie Martin den Arm
auf den Rücken drehte. „Sie sind hiermit wegen der Ausübung
illegaler Magie festgenommen.“
Emil
wich zurück. Jegliches Gefühl war aus seinen Armen und Beinen
gewichen. Warum taten sie das? Martin hatte nichts getan.
„Ihnen
wird Nekromantie in mindestens zwei Fällen vorgeworfen, sowie Bruch
des Sehers Schwur.“
Das war nicht ihr Ernst. Martin konnte nicht der Nekromant sein. Niemals. Das wusste Emil. Egal wer es war. Es war nicht Martin. Warum sagte Martin nichts? Warum wehrte er sich nicht?
Das war nicht ihr Ernst. Martin konnte nicht der Nekromant sein. Niemals. Das wusste Emil. Egal wer es war. Es war nicht Martin. Warum sagte Martin nichts? Warum wehrte er sich nicht?
Er
konnte es nicht, schoss es Emil durch den Kopf. Als hätte jemand in
Emils Kopf einen Schalter umgelegt, verschwand die Angst mit einem
Mal. Wenn Martin sich nicht verteidigen konnte, dann musste Emil das
für ihn tun.
„Warum
nehmt ihr ihn fest?“ Seine Stimme war nicht so bestimmt, wie Emil
es gehofft hatte, doch Elisa sah daraufhin zu ihm auf.
„Dein
Freund hat mehrmals versucht dich umzubringen.“
„Hat er nicht! Er ist kein Nekromant!“
„Und wieso bist du dir da so sicher? Er hat sich Bücher über Nekromantie in der Bibliothek gelesen. Er war der einzige, der nah genug an dich herankommen konnte, weil sein Vater nachlässig in seinem Bereich war.“ Elisa zog Martins Oberkörper wieder nach oben. Martin sah Emil an. Seine Lippen waren immer noch versiegelt, doch in seinen Augen konnte Emil die Panik erkennen.
„Hat er nicht! Er ist kein Nekromant!“
„Und wieso bist du dir da so sicher? Er hat sich Bücher über Nekromantie in der Bibliothek gelesen. Er war der einzige, der nah genug an dich herankommen konnte, weil sein Vater nachlässig in seinem Bereich war.“ Elisa zog Martins Oberkörper wieder nach oben. Martin sah Emil an. Seine Lippen waren immer noch versiegelt, doch in seinen Augen konnte Emil die Panik erkennen.
„Er
war es nicht. Wir haben die Bücher gemeinsam gelesen.“ Emil
zweifelte gerade an seinen Worten. Wenn er es bedachte, so machten
Elisas Argumente durchaus Sinn. Doch das durfte nicht sein. Das war
Unsinn. „Er hat überhaupt kein Motiv!“
„Das wird der Rat entscheiden“, entgegnete Elisa ohne weitere Emotion.
„Das wird der Rat entscheiden“, entgegnete Elisa ohne weitere Emotion.
„Ihr
könnt mich fragen! Ich kann bezeugen, dass er unschuldig ist!“
Emil merkte wie seine Worte an ihr abprallten. Es machte keinen
Unterschied, was er sagte. Trotzdem versuchte er es. Irgendwie musste
er Martin helfen. Irgendwie.
„Dich
wird der Rat auch noch hören. Aber bis dahin-“ Sie nickte den
beiden Männern mit Sonnenbrillen zu. „wirst du dein Haus nicht
verlassen.“
Einer
der Männer packte Emil unsanft an der Schulter.
„Glaubt
mir doch einfach!“, setzte Emil erneut an. „Ihr dürft ihn nicht
mitnehmen.“
„Das ist ein Befehl von ganz oben. Noah wird ihn sehen wollen.“
„Wer ist Noah?“
„Das ist ein Befehl von ganz oben. Noah wird ihn sehen wollen.“
„Wer ist Noah?“
„Bringt
ihn nach Hause“, befahl Elisa den beiden Männern.
„Er
ist unschul -“ Emils Lippen erstarrten mitten im Satz. Elisa hatte
die Hand gehoben. Sein ganzer Körper gehorchte ihm nicht mehr. Sie
hatte ihn mit dem gleichen Zauber wie Martin belegt.
Statt
etwas weiteres zu sagen, tauschte sie nur stumme Blicke mit den
beiden Männern aus, die Emil dann einen kleinen Schubs gaben. Emil
spürte, wie seine Beine zu laufen anfingen. Aber er kontrollierte
sie nicht, sie liefen von alleine. Im Augenwinkel sah er Elisa, wie
sie Martin mit sich zog.
Emil
wollte etwas tun. Er wollte die Lippen öffnen, sich umdrehen,
irgendetwas tun. Doch stattdessen musste er zusehen, wie Elisa mit
Martin verschwand.
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