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Neue böse Wesen und so - Kapitel 24

Wochenendpläne

Neun Wochen war es jetzt her. Neun Wochen hatte Emil kein Wort darüber verloren, was an diesem Tag passiert war. So viel war an diesem Tag passiert und die Tatsache, dass sein Leben danach einfach weiter seinen Gang ging, ließ Emil daran zweifeln, ob das wirklich geschehen war. Immer mehr hatte er das Gefühl, dass er das vielleicht nur geträumt hatte. Besonders da Martin ihm in keinsterweise Rückmeldung darüber gab, ob er das ganze miterlebt hatte.
Martin hatte es bereits angekündigt und er hatte es wahr gemacht. Emil erinnerte sich an alles, zumindest glaubte er das. Doch genauso beharrlich schwieg Martin sich über die Ereignisse aus.
Es war Freitag, die letzte Stunde Physik und Emil tippte in Gedanken mit seinem Stift auf seinem Blatt herum. Wenn es wirklich Magie gab? Wieso bemerkte er davon nichts? Wieso hatte er nicht bemerkt, dass Martin jedes Wort von ihm erahnte? Wieso bemerkte er es jetzt nicht einmal? Gab es so etwas wie Magie wirklich? Er hatte ja nichts wirklich gesehen. Vielleicht sollte er Martin einfach fragen?
Schnell schob er den Gedanken zur Seite. Martin würde wissen, dass er dies Fragen würde und ihn zum Schweigen bringen. Oder würde er es sogar leugnen? Emil beschloss es lieber sein zu lassen. Martin schien ihm generell in letzter Zeit auszuweichen Die Pausen verbrachten sie immer weniger zusammen.
Auch fehlte in letzter Zeit immer öfter in der Schule. Letzte Woche war er überhaupt nicht da gewesen. Und wenn er krank war, blockte er Emil auch immer wieder ab.
Der Gong ließ Emil zusammen zucken. Das laute Rascheln von hastig zusammen gepacktem Papier und Stiften erfüllte den Raum. Auch Martin neben Emil packte rasch zusammen.
„Sag mal, Martin, hast du am Wochenende schon was vor?“, fragte Emil schnell.
Martin hielt einen Moment inne, dann packte er weiter seine Sachen zuammen.. „Sorry, ich bin vollkommen verplant.“
„Muss nichts großes sein. Wir könnten auch einfach nen Film schauen.“
„Keine Chance.“ Martin sah Emil entschuldigend an. „Du weißt, ich habe in letzter Zeit viel zu tun. Ich muss meinem Onkel beim Umzug helfen.“
„Ich kann auch helfen“, bot Emil an.
„Nicht nötig. Wir sind schon genug. Nutz die Zeit lieber zum zocken. Du hast doch bestimmt nen Raid oder so.“
Emil wusste, dass Martin das nur sagte, um vom Thema abzulenken. „Das hatte ich eh vor, aber -“
Martin fuhr ihm ins Wort. „Ich muss los. Sorry, Emil. Wir sehen uns Montag!“ Er nahm seine Tasche und verließ hastig das Klassenzimmer.
Emil stieß die Luft aus. Martin hatte ihn wirklich gerade eiskalt versetzt?
Emil versuchte sich zwar einzureden, dass was immer Maritn am Wochenende machte wirklich wichtig war. Aber war das wichtiger als Zeit mit seinen Freunden zu verbringen? Es war nicht das erste Mal. Immer hatte er besseres zu tun.
„Du hast noch nichts vor am Wochenende?“, fragte Ina, halb über den Tisch zu ihm hinüber gebeugt. Emil erschrak, er hatte nicht gemerkt, dass sie noch dasaß.
„Eh, doch“, war Emils instinktive Antwort auf Inas Frage.
„Gerade meintest du, du hättest nicht viel vor.“
Emil seufzte erneut. „War nen Reflex.“ Doch als er Ina ansah, erinnerte er sich an etwas. An etwas, das Martin gesagt hatte. Ina hatte etwas mit der Sache zu tun gehabt. Martin hatte sie in Emils ursprünglichen Erinnerungen gesehen. Sie musste auch von Magie wissen, oder zumindest gewusst haben. Vielleicht wurden ihre Erinnerungen ebenfalls manipuliert?
„Reflex? Hör mal, da will man einmal nett zu dir sein -“ Doch weiter kam Ina nicht, denn Emil unterbrach sie:
„Kennst du das Gefühl, das etwas nicht stimmt?“
Ina stoppte mit ihren Beschimpfungen und blinzelte Emil unverständlich an.
„Wie meinst du das?“
„Das Gefühl, dass man etwas vergessen hat. Das etwas nicht richtig ist?“
„Ich kann dir immer noch nicht folgen.“
Emil sog die Luft ein. Wenn er unrecht hatte und Ina nichts davon wusste, dann würde sie ihn bestimmt für einen Spinner halten. Aber tat sie das nicht sowieso schon? Er musste es zumindest riskieren.
„Ich habe das seit einigen Wochen. 10 Wochen um genau zu sein. Die Welt um mich herum dreht sich weiter, doch es fühlt sich nicht richtig an.“
„10 Wochen?“ Inas Stimme war beinahe brüchig. Ihr Blick wanderte herum, dann sah sie hinter auf den Tisch. „Vor 10 Wochen hat mein Freund mit mir Schluss gemacht. Ich verstehe es bis heute nicht. Aber was soll‘s? Wer braucht diese Idioten schon?“
„Dein Freund?“, rutschte es Emil heraus.
„Ja, mein Jetzt-Ex-Freund.“ Ina sah mit vor Wut rotem Gesicht auf. „Oh man, warum erzähle ich dir das? Du bist immer noch so gefühlvoll wie ein Stein!“
„Das tut mir Leid.“
Ina schien die Entschuldigung anzunehmen. „Es war so komisch. Ich erinnere mich daran, dass wir Schluss gemacht haben. Aber es fühlt sich nicht an, als wäre es wirklich passiert. Als würden nur alle darüber reden und irgendetwas fehlt in dem Puzzle.“ Ina griff mit den Händen ins Leere, als könnte sie etwas in der Luft fassen, was nicht dort war.
„Vielleicht geht es uns da sehr ähnlich. Ich habe auch das Gefühl, dass mir plötzlich etwas fehlt.“
„Soll das eine Anmache sein?“
„Nein!“ Emil spürte wie er plötzlich rot anlief. „So war das nicht gemeint!“
Doch Ina fing laut an zu lachen. „Wäre auch zu schön gewesen.“
„Wieso?“
„Das behalte ich für mich.“
„Ich meine nur, was wenn beides zusammenhängt?“
„Ich glaube wir beide haben in letzter Zeit einfach viel Pech gehabt. Was ist eigentlich zwischen dir und Martin los? Habt ihr euch zerstritten?“
„Nein, eigentlich nicht.“ Sogar Ina hatte es bemerkt?
„Was heißt eigentlich?
„Er hat einfach viel zu tun. Das ist alles.“
„Ihr kling schon wie ein altes Ehepaar.“
Ein komischer Vergleich, fand Emil. Wieso sollten sie wie ein Ehepaar sein? Sie waren Freunde und Freunde machten halt Sachen zusammen oder auch nicht.
„Weißt du Emil, du musst vielleicht einfach mal wieder unter Leute gehen. Hast du Lust diesen Samstag feiern zu gehen? Die Abiklasse einer Freundin organisiert eine Party. Das wird sicher lustig.“
Emil zögerte. Eigentlich hatte er nur den Raid am Sonntag geplant und der war auch erst ab 13 Uhr. Eigentlich genug Zeit um Samstag Abend wegzugehen. Aber wollte er das? Er mochte eigentlich keine Parties.
„Meine Freundinnen bringen auch ihre Freunde mit. Da sind bestimmt auch Nerds wie du dabei.“
Wieso zögerte er? Er hatte doch eigentlich nichts besseres vor. Martin hatte ihn ja gerade versetzt. Warum sollte er also alleine Zuhause sitzen? Vielleicht war das wirklich das was er jetzt brauchte?
„Ok, wo treffen wir uns?“
„War das gerade ein „Ja“?“, fragte Ina ungläubig.
„Ja. Also wo treffen wir uns, bevor ich‘s mir anders überlege?“

Es waren bereits alle anwesend, als Martin den Besprechungsraum betrat. Allesamt saßen sie um den großen Tisch herum und waren noch in Einzelgespräche untereinander vertieft. Er war spät dran, weil der Weg von der Schule bis hierher so lange dauerte. Die Schule war in letzter Zeit wirklich lästig geworden. Aber er musste dorthin, um den Schein aufrecht zu erhalten. Dabei gab es gerade wichtigeres. Der magischen Welt stand ein Krieg bevor und es war an ihnen dies zu verhindern. Sein Vater hatte bereits einige seiner alten Freunde mobilisiert. Sie waren allesamt untergetaucht, um ihm zur Seite zu stehen. Jetzt saßen sie hier und schmiedeten Pläne, wie sie Noah und den oberen Rat aufhalten konnten. Doch das Ausmaß, das ihnen bevorstand offenbarte sich nur nach und nach.
Martin nahm auf seinem Stuhlplatz, und Schweigen trat ein, als Rewalt sich erhob.
„Danke, dass ihr alle so schnell kommen konntet. Wie ihr wisst, gehen wir davon aus, dass der oberste Rat im Begriff ist einen Vertrag mit den Vampiren zu schließen, der die Auslöschung aller dunklen Wesen besiegeln soll. Wir wissen allerdings nur, dass Verhandlungen hierzu laufen oder laufen müssten. Konkrete Details sind uns nicht bekannt. Allerdings gehen wir davon aus, dass Elisa eine Schlüsselrolle dabei spielt. Sie hat sowohl die Vernehmung meines Sohns Martin geleitet, sowie die Gedächtniskorrektur von Cornelius Scherbach beauftragt. Das wissen wir aus internen Quellen. Und das macht sie zu unserem wichtigsten Anhaltspunkt.
Wir haben einen weiteren Hinweis erhalten. Michael, der jüngste Sohn des Anführes der Vampire und mutmaßlich der neue Anführer der Vampire, soll sich morgen mit Elisa treffen. Das wäre unsere Chance, mehr darüber herauszufinden. Ich würde gerne zur Diskussion stellen, wie wir hierbei verfahren sollen. Elisa ist ein wichtiger Schlüssel. Ich vermute sogar, dass sie es war, die die Erinnerungen von Maritn versiegelt hat, um zu verschleiern, was hier eigentlich vor sich geht.“
Wie erwartet entbrannte eine Diskussion darüber, was getan werden sollte. Einige waren dafür das Treffen nur zu observieren. Andere sprachen davon, Elisa gefangen zu nehmen, um an Informationen zu gelangen.
Martin warf einen Blick zu Lilian hinüber. Sie beteiligte sich nicht an der Diskussion, sondern machte sich Notizen in einem kleinen Buch vor ihr auf dem Tisch. Martin versuchte auf die Entfernung zu erkennen, was es war, das sie schrieb, doch sogar mit seinen Hellseherischen Fähigkeiten konnte er es nicht sehen. War ihr das ganze hier nicht mehr so wichtig? Am Anfang war sie noch Feuer und Flamme gewesen, alles zu unternehmen, dass es nicht soweit kommen würde, dass dieser Vertrag zu Stande kam. Doch jetzt wirkte sie beinahe desinteressiert. War es weil sie die letzten Woche diese Räumlichkeiten nicht verlassen hatte? Sie hatte alle ihre Kontakte abbrechen müssen, um unterzutuchen. Nicht einmal Sonia oder ihre Eltern wusste, dass sie hier waren. Ohne Erinnerungskorrektur hätten sie die Geschichte mit dem Urlaub im Ausland wahrscheinlich nicht geglaubt.
Alle anderen hatten bereits von den Sehern Gedächtniskorrekturen erfahren. Emil erinnerte sich an nichts und auch bei Cornelius hatten sie sicher kräftig die Erinnerungen manipuliert und gelöscht. Aber das alles geschah zu ihrem Schutz. Es war nicht notwendig mehr Leute hineinzuziehen, als sie mussten. Sogar  Cornelius wusste nichts davon, was sie hier gerade planten. Er war eine Schwachstelle, denn nach seiner Freilassung hatten die Seher sicher ein Auge auf ihn. Dazu hatten sie seine Erinnerungen wahrscheinlich ebenso wie Emils, als auch seine eigenen Erinnerungen versiegelt. Ohne die Art zu kennen, wie diese versiegelt worden, gab es keinen Weg an sie heranzukommen.
Es war komisch für Martin, die Erinnerungen von Lilian gesehen, zu wissen, was passiert war, aber selbst keinerlei Erinnerungen daran zu haben. Das war sogar für ihn als Seher neu. Es war richtig gewesen, Emil davor zu bewahren. Doch wie lange sollte das noch gehen? Heute war es ihm besonders schwer gefallen, Emil abzuwürgen. Doch das hier war zu wichtig. Sie waren kurz davor einen Durchbruch zu schaffen. Dieses Treffen war der entscheidende Punkt, an dem sie Einfluss nehmen konnten. Und Martin vertraute darauf, dass sie die richtige Entscheidung treffen würden.

Martin steckte die Hände in die Jackentaschen. Es war frisch geworden. Sie standen zu fünft in der menschenleeren Straße. Von hier würden sie Ausschwärmen und den Plan umsetzen, den sie geschmiedet hatten. Sie würden Elisa festsetzten, sie mitnehmen. Ein riskanter Plan.
Es war beinahe gespenstisch ruhig. Zauber schirmten sie von der Umgebung ab, sodass sie niemanden mit reinziehen würden, wenn es brenzlig wurde. Hoffentlich würde es klappen. Er war im Kopf immer wieder alle Szenarien durchgegangen und hatte keine Störungen erkennen können. Hieß das, dass die Vorhersage so gut wie sicher war?
Jemand tippte ihm auf die Schulter und Martin wandte sich um. Er wusste, wer hinter ihm stand. Corenlius. Und während er sich noch fragte, was dieser hier machte, offenbarte sich ihm die Antwort in seinem Kopf. Er wusste, was Cornelius antworten würde. Er hatte Rewalt die Hinweise gegeben, Cornelius hatte ihnen gesagt, dass Elisa und Michael sich hier treffen würde, er kannte die Route. Eigentlich hatte Rewalt ihm gesagt, er solle sich weiter bedeckt halten, doch jetzt war er hier.
„Hey, ich weiß, dass Rewalt gesagt hat, ich solle lieber Zuhause bleiben, aber ich wollte dabei sein. Ihr könntet meine Hilfe gebrauchen.“, beantwortete Corenlius Martins unausgesprochene Frage, auch wenn Martin bereits die Antwort darauf kannte.
„Du hast uns diese Hinweise geliefert?“
„Ja. Ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht. Aber als Micha mir erzählte, dass die Vampire den Auftrag erhalten haben, Lilian umzubringen, wusste ich, das etwas nicht stimmte. Lilian hat nichts falsches gemacht.“
„Sie ist verantwortlich für Daniels Tod“, korrigierte Martin ihn.
„Sie hat mein Leben damit gerettet.“ Corenlius schwieg für einen Moment, bevor er fortfuhr. „Doch dieser direkte Tötungsauftrag aus dem nichts? Vampire sind eigentlich keine Kopfgeldjäger. Ich habe daraufhin versucht mit Rewalt Kontkt aufzunehmen und habe erfahren, dass ich scheinbar recht hatte, das hier etwas vor sich geht.“
„Habt ihr Michael eingeweiht?“
„Ja, habe ich. Er weiß Bescheid, dass etwas passieren wird, aber ich habe ihm keine Details verraten.“
„Und du bist dir sicher, dass wir ihm trauen können?“
„Er hat mir das mit Lilian verraten. Das hätte er nicht getan, wenn er mir nicht vertrauen würde und deshalb tue ich das auch bei ihm.“ Cornelius stockte und sah sich um. „Wo ist eigentlich Lilian? Wolltet ihr sie nicht mitnehmen?“
„Doch...“, entfuhr es Martin aus Reflex. Er sah sich hastig um. Lilian war gerade noch hier gewesen. Keinen Moment später, kamen die Bilder. Da war so viel Blut.   Martin zog geschickt die Luft ein. Wie hatte er so fixiert auf ihren Plan sein können, dass er das übersehen hatte? Lilian hatte vor zu töten und wenn er nichts unternahm, dass würde sie das durchziehen.
In seinem Kopf spielte er bereits alle Optionen durch. Er war nicht stark genug, um gegen Lilian anzukommen. Sie konnten den Plan nicht abbrechen. Dann wäre alles umsonst gewesen. Es gab nur eine Möglichkeit. Ein Szenario, indem sie den Plan umsetzen und Lilian aufhalten konnten. Er sah zu Cornelius, der Martin fragend ansah.
Martin zog Cornelius abseits von der Gruppe. Einige Schritte die Straße entlang, dann in eine Seitengasse. Er versuchte seine Stimme ruhig zu halten, auch wenn ihm das schwer fiel. „Du wartest auf mich. Entferne dich noch einige Schritte von den anderen, aber bleib in der Nähe. Ich werde dich finden“
„Martin? Wovon redest du?“
Martin hatte keine Zeit für Erklärungen. Die Zeit lief ihm davon. Also sagte er das eine, das Cornelius auf jeden Fall verstehen würde: „Lilian wird Micha umbringen, wenn wir nichts unternehmen.“
Dann rannte Martin los.

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