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Dämonen und so - Kapitel 23


Naja, vielleicht nicht ganz


Am Liebsten wäre Emil sofort zur Tür zurück ins Haus spaziert, doch diese war zugefallen. Doch es musste einen Weg hinein geben, Sonia, Martin und sogar Ina waren hinein gekommen. Emil fand des Rätsels Lösung bei einem Fenster, das offen stand. Er kletterte hindurch und eilte  zurück ins Wohnzimmer. Er glaubte die Anspannung würde ihn zerreißen, so sehr fürchtete er das, was ihn dort erwartete, doch es ließ ihn nicht stoppen noch umkehren.
Er hörte die Stimmen, Rufe und das Gepolter, seit er ins Haus gekommen war. Das konnte nichts  Gutes verheißen. Als er im Türrahmen stand , bestätigte dies die Szene, die sich ihm bot.
Lilan war mit dem Mann in einem Kampf verwickelt. Sie konnte sich aber kaum noch bewegen, da er sie mit den Knie auf den Boden drücke. Erschöpft gab sie den Kampf auf und schnappte keuchend nach Luft.
Sonia hatte hingegen noch genug Luft. Sie schrie Marie wüste Beschimpfungen entgegen und beleidigte Martin aufs Übelste. Dieser versuchte sie währenddessen festzuhalten, damit sie nicht auf Marie losging, die immer noch das Schwert in der Hand hielt. Marie ihrerseits stand Sonia in Beleidigungen nichts nach.
„Ihr steckt doch alle unter einer Decke!“, schrie Sonia, als Emil über die Türschwelle und damit in ihr Sichtfeld schritt.

„Das sagtest du bereits“, erwiderte Martin mit sanfter Stimme. Doch Martins Versuche Sonia zu beruhigen schienen hoffnungslos. Erst dann bemerkte er Emil. Ihre Blicke trafen sich.
Martin hatte nichts vor Marie zu befürchten, das sah Emil. Doch genau das machte ihn stutzig. Welche Rolle spiele Martin eigentlich in dem Ganzen? Warum er? Warum Sonia?
„Warum?“, schrie Sonia Martin an. „Ich verstehe es einfach nicht. Warum änderst du die Zukunft? Warum hilfst du dieser Schlampe?!“ Ihre Stimme erschöpfte langsam. „Und warum, warum verdammt, Violetta, nimmst du Lilians Herausforderung an? Warum unterschreibst du ihr Todesurteil?“
Emil dachte nach, wie er sie unterbrechen sollte. In Filmen hatten die Helden immer coole Sprüche in solchen Situationen. Irgendetwas musste er doch rufen können, was nicht total blöd klang.
Weil ihm nichts einfallen wollte räusperte er sich. Es passierte nichts. Sonia übertönte ihn bei weitem.
„Hey!“, rief er, um sich Gehör zu verschaffen und es funktionierte. Alle hörten plötzlich auf, das zu tun, was sie gerade taten und sogar der Mann sah zu ihm hinüber. Damit hatte Emil nicht gerechnet und wurde sofort nervös. „Ich will die Wahrheit.“ Seine Stimme zitterte. „Und im Austausch bekommt Marie meine Quelle. Das ist es doch, was ihr wollt?“
Eine bedrückte Stille trat ein.
„Ich will keine Lügen mehr. Keiner soll wegen mir verletzt werden.“
„Gut Emil. Ich sage dir alles.“ Marie streckte lächelnd die Hand zu Emil aus. Sie sah so hübsch dabei aus.
Emil hatte die Hand bereits ausgestreckt, als er sie ruckartig zurück zog. Dazu war nicht einmal Sonias lautstraker Einspruch nötig gewesen.
„Ich will es von dir hören, Martin. Was hast du damit zu tun? Was wird hier gespielt?“ Im gleichen Moment noch dachte Emil daran, dass er es eigentlich überhaupt nicht wissen wollte. Er wusste nicht, wer dieser Junge war, der ihn ansah. Der Martin, den er kannte hatte nichts mit Übernatürlichem am Hut.
„Ich bin der Seher.“, antwortete er und ließ Sonia los. „Ich bin darauf angesetzt dich zu beschützen und dafür zu sorgen, dass keiner von uns auffliegt. Ich wusste, dass das hier geschehen könnte und habe versucht es so glimpflich ausgehen zu lassen wie möglich.“
„Glimpflich?!“, bellte Sonia dazwischen, doch Emil bot ihr mit seinem Blick zu schweigen, sodass Martin weiter sprechen konnte.
„Ich habe dich nicht davon abgehalten, da ich wusste, dass du in Marie verliebt warst. Wahrscheinlich dachte ich, es würde dir gut tun, Zeit mit ihr zu verbringen.“
„Und diese Abmachung?“
„Ich habe Marie gesagt, dass sie keine Magie verwenden soll. Dann wäre Lilian zu spät gekommen und das hier wäre nie passiert.“
„Du hättest das hier also alles verhindern können? Indem du mir einfach früher die Wahrheit gesagt hättest? Du hast mich praktisch ins offene Messer rennen lassen! Meinst du, ich habe Lust meine Quelle zu verlieren?“
„Es ist natürlich deine Entscheidung, was du damit machst.“
„Wenn du sie nicht gerade eingetauscht hättest...“, murmelte Sonia.
Emil sah sie verständnislos an.
„Du wolltest die Wahrheit“, lächelte Marie
„Und Ina? Warum ist sie hier? Ihre Erinnerungen wurden gelöscht. Warum ist sie hier?“, hakte Emil nach.
„Die hat Sonia mitgebracht.“ Martin deutete mit dem Finger auf selbige.
„Was hast du mit der Sache zu tun, Sonia?“, fragte Emil mittlerweile erschöpft vom Fragen.
„Ich bin eine Nixe und Martins Cousine.“
„Deine Cousine?!“ Das schien Emil in dieser Situation wichtiger, als die Tatsache, dass sie eine Nixe war. Magische Wesen überraschten ihn jetzt nicht mehr.
„Ja“, räumte Martin ein. „Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Sie hat keine Schwester, die mit Niki befreundet ist. Sie hat genau genommen überhaupt keine Schwester, aber ist mit Niki befreundet. Ich habe dir nichts davon erzählt, damit meine Tarnung nicht auffliegt. Wenn du herausgefunden hättest, dass Sonia eine Nixe ist, hättest du mich mit ihr in Verbindung gebracht.“
„Und wie hätte ich das herausfinden sollen?“
„Lilian ist meine beste Freundin... “, murmelte Sonia. „Und sie hat sich nur wegen dir in Gefahr gebracht. Sie wird sterben, weil sie einen Bund mit Marie geschlossen hat.“
„Einen Bund?“
„Ein Dämon, der einen Bund mit einer Hexe eingeht, kann dann nur von dieser Hexe getötet werden. Doch die Hexe kennt jeden Schritt des Dämons und der Dämon den der Hexe. Bis zur rechten Zeit die Hexe ihn mit einer magischen Waffe niederstreckt. Ein einmal begonnener Kampf muss von der Hexe zuende geführt werden.“
„Sonst?“
„Bekomme ich jetzt endlich die Quelle?“, fragte Marie ungeduldig.
„Wie?“ Emil fragte sich, wie sie plötzlich darauf kam, sie könne seine Quelle haben.
„Du hast gesagt, du tauscht gegen die Wahrheit.“ Sie verschränkte die Arme. „Das war eine Abmachung.“
„War es nicht“, wandte Martin ein. „Emil hat nicht eingeschlagen.“
Sonia sah ihn genauso erstaunt an wie Marie.
„Du wendest dich gegen mich?“, protestierte Marie.
„Emil“, sagte Martin zu Emil gewandt. „Du musst ihr deine Quelle nicht geben. Es war keine gültige Abmachung.“
„Magische Abmachungen gelten auch ohne Handschlag und haben eine übergeordnete Erfüllungspflicht“, konterte Marie.
Doch Emil hatte in diesem Moment einen Geistesblitz, der ihn so einnahm, dass weder Martin noch Marie zuhörte. „Wenn ich dir meine Quelle gebe, Marie, wirst du dann Lilian verschonen?“
Marie sah ihn fragend an.
„Ich meine es Ernst, wenn du sie in diesem Kampf nicht tötest, dann bekommst du meine Quelle.“
„Aber das ist gegen die Regeln, dass ich sie nicht töte. Es gibt richtig Ärger von da oben.“
„Dann hast du aber meine Quelle.“
„Emil, das wird nicht funktionieren“, knurrte Martin von der Seite. „Die da oben spaßen nicht. Gib ihr deine Quelle nicht.“
„Euer Kampf könnte ewig weiter gehen. Praktisch bis zu eurem Ende. Und keiner muss sterben“, erklärte Emil.
„Ach, weißt du was“, rief Marie schließlich aus. „Ist mir jetzt egal, was da oben passiert. Ich verschone, Lilian. Gib mir deine Hand Emil.“
Noch bevor Martin es irgendwie verhindern konnte, hatte Emil Maries linke Hand ergriffen und spürte sofort wie seine Glieder weich wurden. Er hatte das Gefühl all seine Eingeweide würden aus ihm hinaus gepumpt.
Im Augenwinkel konnte Emil Lilian sehen, die auf ihn zu gerannt kam:
„Tu das nicht!“
„Lilian, keinen Schritt weiter!“, rief Marie und erhob mit der Rechten das Schwert.
„Das Schwert...“
Metall blitzte in dem schwachen Licht auf und Lilian schaffte es nicht mehr, ihren Satz zu beenden. Anstatt Maries unpräzisem Hieb auszuweichen, hatte Lilian Maries linke Hand gepackt und wollte diese von Emils lösen. Dadurch hatte Maries Schlag sie zwar verfehlt, doch stattdessen war Lilian direkt in die Klinge hineingerannt. Das Schwert hatte sich durch Lilians Oberkörper gebort und diese schnappte nur noch nach Luft.
Emil sah sie nur noch für einen kurzen Moment an, bevor seine Sicht verschwamm. Er versuchte noch dagegen anzukämpfen, doch dann brachen seine Beine weg und ihm wurde schwarz vor Augen.

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