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Dämonen und so - Kapitel 8


Inas kleines Abenteuer




Erst drei Whisky-Cola später, Ina war nicht bei KiBa geblieben, musste sie feststellen, dass sowohl Emil als auch Martin spurlos von der Party verschwunden waren.
Im Wohnzimmer: Kein Emil.
In der Küche: auch kein Emil.
Im Garten: ebenfalls kein Emil.
Auf dem Klo: dauerbesetzt und kein Emil.
Das Bad in der ersten Etage: leer, aber ein guter Zeitpunkt Wasser zu lassen.
Ermüdet von der ganzen Sucherrei ließ sich Ina schließlich neben der leicht offen stehenden Balkontür nieder. Von draußen wehte ein angenehm kühler Luftzug hinein und kühlte ihr Gesicht. Genüsslich reckte Ina ihre Nase und schloss die Augen. Als sie plötzlich eine Stimme vernahm:
„Du bist nicht eingeladen.“
Ina erstarrte im ersten Moment, da sie dachte sie wäre gemeint.
„Marie“, zischte die Stimme.
Es kommt von draußen, schoss es Ina durch den Kopf. Nur vorsichtig drehte sie sich zu der gläsernen Balkontür um einen Blick nach draußen zu werfen.
„Oder sollte ich besser sagen ... Violetta?“, spottete das Mädchen, dessen rabenschwaarzen Haare im Wind wehten.
„Warum nennst du mich so? Du weißt, dass ich den Namen nicht mag“, säuselte eine zweite weibliche Stimme vom anderen Ende des Balkons, das Ina von hier aus nicht erkennen konnte. Doch sie war sich sicher, dass es die von Marie war.
Die Angriffslust war in der Stimme des dunkelhaarigen Mädchens zu hören, als sie weiter sprach: „Weil es dein Hexenname ist? Nennt dich dort drüben nicht jeder so?“
Ina hielt die Luft an. Wovon redete sie nur? Und wer war sie überhaupt? Ina musste es unbedingt wissen. Hatte sie doch Recht gehabt! Hexen existierten.
Als Marie darauf nicht antwortete, stichelte das Mädchen weiter: „Nun tu nicht so unwissend! Du weißt genau, was es bedeutet, wenn ein Dämon den wahren Namen einer Hexe ausspricht!“
„Was willst du damit bezwecken?“ All die sonst so nette Art war aus Maries Stimme gewichen.
„Ich will, dass du Emil da raus hältst! Ich halte mich von ihm fern und du solltest das auch tun.“ Der Wind umspielte bedrohlich den Saum ihres schwarzen Kleides.
„Wieso sollte ich? Ich brauche ihn noch. Du kannst ihn nicht für dich allein beanspruchen“, erwiderte Marie beinahe scherzend.
„Ich will ihn doch gar nicht!“ Die Antwort des Mädchens kam so plötzlich, dass Ina sich vor Schreck an die Wand drückte und ab jetzt lieber nur lauschte.
„Ach nein? Und was war das letztens?“ Der kalte Unterton war in Maries Stimme zurück gekehrt. „Glaub mir, es ist uns nicht entgangen.“
„Im Gegensatz zu dir bin ich nicht auf ihn angewiesen!“, verteidigte sich das Mädchen.

„Auf wen dann?“, lachte Marie. „Du bist ein abscheuliches Wesen, das sich von der Lebenskraft anderer ernährt. Nicht einmal kontrollieren kannst du es.“ Sie machte eine Kunstpause. „Ich hingegen brauche nur ein ganz kleines Bisschen von Emils Energie. Es ist mehr ein hübsches Accessoire. Sogar besser als Schokolade.“
„Nur weil ihr Hexen seid, glaubt ihr, ihr wärt etwas Besseres!“
„Sind wir auch“, stellte Marie nüchtern fest.
„Verschwinde einfach! Sonst sag ich Sonia, dass du hier bist!“
„Erzähl es ihr ruhig. Sie kann ohnehin nichts machen. Nixen haben Neutralität geschworen. Das ist eine Sache zwischen dir und mir.“ Da war sie wieder: Maries zuckersüße Stimme. „Du willst spielen? Gut, dann spielen wir. Der Bund kommt mir gerade recht.“
„Wenn du Emil nicht in Ruhe lässt, werde ich es wahr machen!“
„Ja ja, überstürz mal nichts, Lilian. Wir wollen doch nicht, dass du wieder Ärger bekommst.“
Vor Schreck japste Ina. Sie spürte wie ihr Herz in der Brust raste. Lilian? Das war doch nicht möglich? Es stimmt. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst und damit Recht behalten. Wenn sie es schaffte einen Blick auf die Beiden werfen, dann konnte sie sich sicher sein.
„Emil ist wirklich zuckersüß“, säuselte Marie, doch Lilian hörte ihr überhaupt nicht mehr zu. Sie starrte Ina an, deren Gesicht hinter der Glasscheibe aufgetaucht war. Ina blickte in die leuchtend grünen Augen. Sie war es wirklich. Sie war ein Dämon.
In Panik sprang Ina auf, stolperte rückwärts und stieß gegen etwas weiches. Blitzartig drehte sie sich um und sah nur noch verschwommen ein Gesicht vor ihr, bevor ihre Augen einfach zu fielen.

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