Ist
dreizehn eine
Unglückszahl?
„Was
hast du dir nur dabei gedacht?“ Sonia stützte sich mit den Händen
auf dem Beckenrand ab und legte den Kopf schief. “Das hätte böse
enden können.”
Lilian,
die auf dem Rand saß und die Beine ins Wasser baumeln ließ, beirrte
das wenig. Sie zuckte
nur die Schultern. “Wenn
ich nicht eingegriffen hätte, hätte es böse geendet.”
“Woher
wusstest du überhaupt, dass sie dort war?”
“Nun
...” Lilian wand den
Blick ab und druckste
etwas
herum. Als sie wieder
zu Sonia sah, schmolz sie jedoch unter dem Hundeblick ihrer Freundin.
“Ich habe einen Bund mit ihr geschlossen“, erklärte
Lilian trocken.
“Was?!”
Sonia stieß sich so ruckartig vom Beckenrand ab, dass Lilian vor
Schreck zurück wich. ”Woher kennst du ihren Hexennamen?”
“Nun
...”
“Hör
auf mit diesem Nun!”
“Hexennamen
herausfinden ist heutzutage doch kein Problem mehr. Wozu gibt’s das
Internet!”
“Internet,
aha”, wiederholte Sonia in sarkastischem Ton und ließ sich zurück
ins Becken sinken. Lilian
seufzte und sah Sonia dann eindringlich an.
“Ich
musste es tun! Marie hat irgendwas vor und ich weiß, dass es sicher
nicht mit rechten Dingen zugeht..”
“Aber
das ist verrückt! Du weißt doch was es bedeutet, wenn ...” Sonia
Stimme ebbte ab
und ihr Blick war ernst
geworden. “Alles wird
auf die letzte Entscheidung hinauslaufen und der Dämon verliert
immer. Es ist praktisch vorbestimmt. Man, Lilian, du warst doch nie
so lebensmüde.” Sonia
erstarrte und Lilian
wusste,
dass dieser
gerade etwas durch den Kopf schoss, was sicher nichts Gutes für
Lilian verhieß. Sonia fuhr daraufhin mit
toternster
Stimme fort, doch ihre
Augen glitzerten vor Freude: “Du hast dich verliebt.”
“Hab
ich nicht!” Lilian
verschränkte die Arme vor der Brust.
“Sicher?”,
stichelte Sonia nach und nun breitete sich ein schiefes Grinsen auf
ihrem Gesicht aus.
“Was
soll ich denn an Marie finden?” Lilian
löste die Arme wieder und stützte sich wieder am Beckenrand ab. Sie
wusste nicht wohin damit.
“Nicht
Marie!”, kicherte Sonia. “Ich meine Emil.”
“Ach
Unsinn, ich sagte doch, ich will nur Marie aufhalten.” Lilian
merkte, dass es sich nicht wie Wahrheit anfühlte.
“Ach,
das ist so romantisch!” Sonia
ließ sich nicht von Lilians steifer Miene aufhalten.
“Du riskierst dein Leben für ihn!”
“Überhaupt
nicht!”
“Aber”,
begann Sonia langsam,
“du hast dich da auf etwas eingelassen, das nicht gut enden wird.”
“Marie
wird mich schon nicht töten. Beziehungsweise ich lass mich schon
nicht so leicht töten.” Auf
Lilians Gesicht breitete sich ein überlegendes Lächeln aus.
“Du
musst aber daran denken, dass sie jetzt immer herausfinden kann, wo
du bist.”
“Aber
ich weiß wo sie ist. Außerdem wiegt sie sich scheinbar in
Sicherheit. Die hat
nicht einmal bemerkt, dass
ich ihr auf den Fersen war. Oder ihre magischen Kräfte sind nicht
besonders ausgeprägt.” Lilian
zuckte die Schultern.
“Trotzdem
solltest du vorsichtig sein.”
“Jaja,
ich pass schon auf.“
“Nicht
nur auf dich“ Sonia
stützte den Kopf auf die Hände.
„Du hast Emil schon viel zu viel erzählt. So viel zum Gesetz der
Geheimhaltung.”
“Ich
hab mir alle Mühe gegeben!”
“Du
weißt, was für Folgen das hätte, wenn das Ganze auffliegt.”
“Die
Seher passen schon auf”, winkte Lilian ab.
“Auch
Seher sind parteiisch.”
“Sind
die nicht für unser aller Wohl da? Damit wir in Frieden zusammen mit
den Menschen leben können? Sollen die doch was tun für ihr Geld!”
“Man
merkt, dass du nie eine magische Schule besucht hast“, entgegete
Sonia kopfschüttelnd.
“Wie
denn auch als Dämon? Ich
falle
nicht unter die magischen Wesen, noch unter die mit magischen
Fähigkeiten.”
“Gibt
es denn keine Dämonenschulen?”, fragte Sonia mit mitleidigem
Blick.
“Brauchen
wir nicht. Zudem meinten meine Eltern, ich sollte lieber eine
menschliche Schule besuchen, um nicht als Sonderling zu enden.”
“Apropos,
wie läufts mit deinem Abi?”, fragte Sonia schnell, um das Thema zu
wechseln.
“Läuft“,
war das einzige, das
Lilian dazu einfiel.
“Sag
mal...”, begann
Sonia, die schon wieder woanders war.
“Emil ist ja jünger als du, oder?
Wie süß!”
“Jetzt
hör mir auf mit Emil!”, fuhr
Lilian Sonia
an und spritzte ihr
einen
Schwall Wasser direkt
ins Gesicht. Sonia
kreischte auf und
entfernte sich lachend vom Beckenrand.
“Ich
ertränk dich irgendwann!”, rief
Lilian scherzhaft.
“Versuch’s
doch!”
~*~*~*~*~
“In
welche Richtung wird der Strom induziert?”
“Welche
Hand war das jetzt nochmal?”, fragte Emil, dessen Blick fragend von
seiner linken zu seiner rechten Hand wanderte.
“Rechte”,
antwortete Martin, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. “Die
Linke ist die Elektronen-Hand.”
“Und
ich hab hier eine konventionelle Stromrichtung.”
“Richtig.
Warum sagst du immer, du kannst das nicht? Ich hatte durchaus schon
härtere Fälle, als dich.”
“Wofür
stehen jetzt nochmal Zeige- und Mittelfinger?”
“Ich
nehm alles zurück.”
“Ich
verarsch dich doch nur. Zeigefinger ist das Magnetfeld. Mittelfinger
die Richtung der Lorenzkraft, die die Elektronen bewegt und somit
einen Strom induziert.”
“Du
kannst das doch alles.”
“Ich
hab gestern etwas gelernt. Das ist wirklich alles überhaupt nicht so
schwer, wenn es einem jemand mal erklärt. Nur das Ausrechnen ...”
“Das
schaffst du auch noch. Hast doch auch Lilian überlebt.”
“Und
Marie. Das ist total gruselig, alle Mädchen scheinen plötzlich zu
Dämonen und sonstwas zu mutieren.” Emil machte dazu eine
theatralische Handbewegung.
“Ina
auch?”
“Ina
war schon immer böse”, erwiderte Emil todernst. “Ich weiß
überhaupt nicht, was sie gegen mich hat, dass sie mir dauernd
nachstellen muss.”
“Schon
mal dran gedacht, dass sie vielleicht deine Nähe sucht?”
“Ja,
weil sie auf diesen ganzen Vampirkram abfährt, nervt sie mich jetzt
nur noch mehr.”
“Nun,
wegen ihr wissen wir jetzt, dass Lilian eine Succubus ist und dass
wir Dämonen mit Alkohol sehen können.”
“Das
wissen wir von Lilian.”
“Wie
auch immer. Ina könnte wirklich noch nützlich sein, um dir deine
Haut zu retten. Ich traue Lilian nicht zu, dass sie dich beschützen
will.”
“Aber
sie ist wirklich nett.”
“Marie
auch. Wem willst du also glauben?”
Emil
überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. “Ist das jetzt
wichtig?”
“Könnte
dein Leben retten.”
“Ich
kann mich nicht entscheiden”, druckste Emil herum.
“Sag
mal, versuchst du eigentlich vom Lernen abzulenken?”
“Du
hast damit angefangen.”
“Also
weiter im Text: Die Lorenzkraft.”
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