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Dämonen und so - Kapitel 19


Ich seh schon, das wird ein Spaß



Die Tür von Maries Wagen schloss sich hinter Emil. Er war immer noch total unruhig. Zur Begrüßung hatte er nur einige Worte gestammelt, seitdem versuchte er in dieser ihm fremden Situation klar zu kommen, was sich als schwerer erwies als vermutet. Erschrocken merkte er, wie seine Hände schwitzten und versuchte sie unauffällig an seinem Pulli trocken zu reiben.
Marie startete den Motor und fuhr schweigend los. Emil zählte währenddessen die Sekunden. Er wusste, er musste irgendetwas sagen, um ein Gespräch zu beginnen. In seinem Kopf malte er sich unterschiedlichste Szenarien aus, doch keines schien ihm passend.
Sie hatten noch nicht den Parkplatz verlassen, da bemerkte Emil mit einem Mal:
„Darfst du überhaupt schon Auto fahren?“ Die Wörter gingen ihm besser über die Lippen als er gedacht hatte.
„Wieso?“, fragte Marie und bog in die Straße ein.
„Habe ich deinen Geburtstag verpasst?“ Emil war sich nicht sicher, wann sie noch mal Geburtstag hatte. Das letzte Mal war sie noch 17 gewesen.
„Ach, ich hab meinen Führerschein früher gemacht.“ Marie lächelte leicht und fing an mit den Fingern auf dem Lenkrand herum zu tippen.
„Brauchst du dann nicht eine Aufsichtsperson?“
Marie schwieg kurz und Emil blieb währenddessen das Herz stehen. Er stellte sich schon darauf ein, direkt an der nächsten Straßenecke wieder herausgelassen zu werden. Das war es dann mit einem Date mit Marie.
„Ich habe doch dich dabei“, sagte Marie schließlich und Emil ließ es erleichtert dabei bewenden.

Er hatte vollkommen vergessen, dass Marie eine Hexe war. Wahrscheinlich verzauberte sie den Polizisten einfach, wenn sie angehalten werden sollte. Dann kurbelte sie einfach total gelassen das Fenster herunter, lächelte ihr magisches Lächeln und der Polizist würde sie nur weiter winken.
Unwohl war ihm bei den Gedanken dennoch. Besonders der Teil mit dem Polizisten anlächeln, ließ Emils Eifersucht aufkochen.
Aber jetzt musste er erstmal das Gespräch weiterführen, bevor sie ihn vergaß.
Das Auto bog um die nächste Ecke, kaum 500m vom Parkplatz entfernt.
Er hatte gerade schon den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, auch wenn er noch nicht wusste was, da fiel Marie ihm leicht gereizt ins Wort: „Könntest du kurz ruhig sein?“ Dann hielt sie inne und fügte entschuldigend hinzu: „Zumindest bis ich auf der Autobahn bin? Okay?“
Emil war daraufhin augenblicklich still. Soviel redete er doch überhaupt nicht. Er redete nie viel. Genau genommen hatte er es noch nie geschafft, jemanden damit zu nerven, dass er redete. Das war also das erste Mal, dass ihn jemand zur Ruhe bat und dann war es auch noch Marie. Aber wenn sie sich konzentrieren musste, war das in Ordnung. Schließlich war sie Fahranfängerin. Da brauchte man Ruhe im Auto.
Emil versank in seinem Sitz und lauschte dem leisen gestellten Radio. Dieses spielte eigentlich ganz gute Musik. Doch dann drehte Marie das Radio bei einem komischen Songs lauter, den Emil am liebsten überhaupt nicht gekannt hätte.
Sein Blick wanderte, ohne dass er es merkte, aus dem Fenster auf die Felder und Hügel, die jenseits der Autobahn an ihnen vorbei zogen. Seine Aufregung und Verunsicherung fielen von ihm ab, als seine Gedanken an einen anderen Ort wanderten, an dem es Drachen, Schwerter und Prinzessinnen gab.

~*~*~*~*~*~

Es war schon früher Abend, als Martin die Haustür öffnete und verwundert war, Sonia zu erblicken.
„Sie ist weg!“, platzte es aus ihr heraus, bevor er überhaupt fragen konnte, was sie hier machte.
„Wer?“, fragte Martin aus Reflex.
„Lilian!“
„Und?“
„Das Schwert ist auch weg!“, sagte sie während sie aufgelöst mit den Händen in der Luft herum wedelte.
„Welches Schwert?“
Sonia sah ihn strafend an, als würde er sich über sie lustig machen. „Das Schwert!“
„Was meinst du?“, setzte Martin noch einmal an.
„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Witze zu machen.“
Martin schluckte. Er hatte zu seiner eigenen Verwunderung wirklich keine Ahnung wovon sie sprach und das passierte so gut wie nie. Wenn er darüber nachdachte, eigentlich nie.
Etwas verlief nicht, wie er es vorhergesehen hatte. Wie Lilian das angestellt hatte, wusste er nicht. Aber sie musste ihn ausgetrickst haben und damit stand Emils Zukunft auf der Kippe. Er musste etwas unternehmen.
„Also, das Dämonenschwert ist weg?“, fragte er und überlegte direkt, was er als nächstes sagen sollte.
„Lilian hat es genommen und ist sicher damit auf dem Weg zu Marie, aber die ist auch weg!“
„Jetzt beruhig dich, Cousinchen.“
„Ich beruhig dich gleich!“ Sonia schlug mit der flachen Hand gegen den Türrahmen, woraufhin Martin nervöse Blicke in die Wohnung hinein warf.
„Schon gut. Schon gut.“
Sonias Miene erhellte sich sofort. „Ich wusste, du würdest mir helfen.“
„Natürlich“, murmelte Martin gequält. „Helfen ...“
„Und da ich wusste, wie sehr du Lilian doch magst ...“
„Das ist nicht dein Ernst!“, keuchte Martin, der in diesem Moment plötzlich wusste, was Sonia als nächstes sagen würde. Sonia hatte bereits Ina auf den Plan gerufen, die sie hierher gefahren hatte und im Auto wartete.
„Und weißt du was“, fuhr Sonia fort. „Sie erinnert sich merkwürdigerweise an überhaupt nichts mehr, was mit Lilian oder Marie zu tun hat. Ihre Erinnerungen wurden scheinbar nicht von einem Wächter gelöscht, sondern nur versiegelt. Es könnte also passieren, dass irgendwer ein falsches Wort fallen lässt und das Siegel wieder aufbricht. Das wäre sicher nicht in deinem Interesse. Besonders da du Ina von Anfang an aus der Sache hättest heraushalten sollen.“
Martin, der sie die ganze Zeit nur mit offenem Mund angestarrt hatte, schloss diesen nun langsam wieder. „Ich seh schon, dass wird ein Spaß.“
Und während Sonia ihn zum Auto zerrte, dachte er daran, dass ihm diese Version des Endes eigentlich ganz gut gefiel.

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