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Dämonen und so - Kapitel 6


Schönheit und das Biest




Wie konnte sie nur? Wer war eigentlich dieser Kerl? Und was hatte er mit Marie zu schaffen?
Schnurstracks lief Emil auf Maries Tisch zu. Er wusste nicht einmal, was er machen sollte, wenn er da war. Aber war das nicht egal? Er musste einfach irgendwas tun!
Erst als Emil dann endlich an Maries Tisch stand, stellte er verwundert fest, dass der Typ überhaupt nicht mehr da war. Nur Marie saß dort, den Kopf in den Händen vergraben.
Perplex sah Emil auf das unerwartete Bild vor ihm. Wo war der Kerl? Emil hatte schon beschlossen den Mann zu verfolgen, als ein Schluchzen an sein Ohr drang. Warte. Weinte Marie?
Sie hob leicht den Kopf. Scheinbar hatte sie Emils Anwesenheit bemerkt und er erstarrte, als er ihr Gesicht erkennen konnte. Es war Tränen verschmiert und die schwarze Maskara hatte sich bereits in einer grauen Schicht unter ihren Augen verteilt.
Für einen kurzen Moment sah sie Emil direkt an. Dieses Blau ihrer Augen. Wunderschön. Emil konnte überhaupt nicht den Blick von ihr abwenden.
Dann griff sie mit einer plötzlichen Handbewegung nach dem Stoff seines Parkas und zog ihn zu sich heran. Ihr Kopf verschwand schluchzend irgendwo in seiner Magengegend.
„Was ist denn passiert?“, fragte Emil zögernd.
Doch Marie antwortete nicht und schluchzte derweil einfach weiter. Emil sah ihr nur dabei zu, wie sie die zitternden Hände in seine Jacke grub. Er wusste einfach nicht, was er in so einer Situation tun sollte. Sollte er nach dem Typen fragen? Nachher wüsste sie, dass er sie beobachtet hatte. Vielleicht bemerkte sie es ja auch nicht. Aber er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Ein wird-schon-wieder? Alles klang doof. Er würde sie einfach fragen, irgendwas. Emil wollte gerade den Mund öffnen, da war sie aufgesprungen, hatte die Arme um ihn geschlungen und drückte sich bereits gegen seine Brust.
Emils Muskeln verkrampften sich augenblicklich. Das Blut in seinen Adern begann zu kochen. Was tat sie da nur? Aber es war so schön. So schön, sie bei sie zu wissen. Er legte vorsichtig die Arme um sie und schloss die Augen. Sie war weich. Ehrlich gestanden hatte Emil sie sich ein bisschen weicher vorgestellt. Sie war sehr zierlich und dünn, fast zerbrechlich. Emil spürte, dass er sie beschützen wollte. Vor allen, die ihr weh getan hatten. Er musste sie schützen!
„Kannst du“, murmelte Marie in sein T-Shirt hinein. „mich nach Hause bringen?“
Natürlich konnte Emil das. War ja nicht so schwer, jemanden nach Hause zu bringen der unentwegt schluchzte.
„Klar“, hörte Emil sich selbst sagen. „Wo musst du denn hin?“
Marie sah auf und ein Lächeln war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie war so hübsch, wenn sie lachte. Da konnte nicht einmal ihre verschmierte Schminke etwas daran ändern.
„Emil“, flüsterte sie sanft und reckte sich. Für einen kurzen Moment berührten ihre Lippen Emils Wange. „Danke.“
Emil wollte darauf etwas entgegnen, doch er bekam kein Wort heraus. Sie hatte ihn geküsst! Nur auf die Wange, aber sie hatte ihn geküsst! Was konnte er sich mehr wünschen? Das Mädchen, das er liebte, hatte ihn geküsst! Er war im siebten Himmel.
Marie und Emil wechselten daraufhin den ganzen Weg bis zu ihrem Haus kein Wort. Vielleicht lag es einfach daran, dass als Emil sich gerade überwunden hatte etwas zu sagen, sie bereits davor standen. Sie verabschiedete sich noch von ihm, dann war die Tür vor seiner Nase bereits zu.
Erst auf dem Weg zurück, verflog seine überschwängliche Stimmung allmählich wieder und wich Kopfschmerzen und einem leichten Schwindel. Er hatte sich also doch erkältet. Was für ein beschissenes Wetter!
Marie hingegen konnte wieder lachen, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, denn vor ihr stand derjenige, mit dem sie im Eiscafé gesessen hatte.

Es hatte Emil wirklich erwischt. Den nächsten Tag musste er zu Hause verbringen. Am Zweiten kam Martin bei ihm vorbei.
Emil war wach und saß aufrecht in seinem Bett. Immer wieder verschwammen die Worte auf den Seiten des Buches vor seinen Augen, doch er las tapfer weiter. Er musste doch wissen, was mit dem Schattenmagier passieren würde. Er durfte nicht sterben!
Er schreckte auf, als Martin mit einem Mal vor ihm stand.
„Ich wollte mich nicht rein schleichen.“ Martin ließ sich auf das Bett sinken. „Zweiter Krankenbesuch in zwei Wochen. Was machst du die ganze Zeit nur?“
„Keine Ahnung. Bin wohl besonders anfällig.“ Emil zuckte mit den Schultern. „Wie war's in der Schule?“
„Nichts Besonderes. Aber hey! Marie hat nach dir gefragt.“ Es klang beinahe, als wollte Martin es ihm auf die Nase binden.
„Und?!“ Emils Müdigkeit war mit einem Mal verschwunden und erwartungsvoll sah er Martin an.
„Ich habe gesagt, dass du wahrscheinlich krank bist.“
„Und was hat sie gesagt?“
„Dass ich dir gute Besserung ausrichten soll.“ Emil feierte sich bereits, als Martin grübelnd hinzufügte: „Und sie hat gefragt, ob es denn etwas ernstes sei.“
„Ja und? Ist was damit?“
„Ich weiß nicht.“ Die Sorge stand Martin ins Gesicht geschrieben.
„Achso. Ja, natürlich. Ich habe sie vorgestern getroffen und habe sie nach Hause gebracht“, erzählte Emil ihm stolz.
„Das meine ich nicht.“
„Eifersüchtig?“, stichelte Emil grinsend.
„Nein!“ Dann wurden Martins Gesichtszüge wieder ernster. „Vielleicht bin ich auch einfach nur vorsichtig geworden, nach der Sache mit Lilian.“
„Ja, ich auch. Ich küsse sie jetzt nicht mehr.“
„Wolltest du sie nicht am Mittwoch treffen? Wie ist es gelaufen?“
„Klasse. Sie ist nicht sauer auf mich. Sie mag mich und komischerweise hielt sie es für nötig mir zu sagen, dass sie lesbisch ist.“ Emil lachte leicht auf und Martin grinste ebenfalls.
„Ich dachte du magst verrückte Mädchen. Dein Beuteschema.“
„Wegen Evelyn? Mann das war vor 5 Jahren!“ Emil konnte sich noch zu gut an das kleine Emomädchen erinnern, mit dem er fast zusammen gewesen war.
„Nicht deshalb. Ich dachte nur, vielleicht schaffst du's ja 'ne Lesbe zu bekehren?“
„Lilian interessiert mich aber nicht!“ Er ließ sich rücklings aufs Bett fallen. „Für mich gibt es nur Marie.“
„Du guckst auch zu viele Soaps.“

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